Copyright: Cornelia Conrad |
Brandt erzählt Geschichten.
Und weil er ein sehr empfindsamer Mensch zu sein scheint, werden die Geschichten vor allem von einem getragen: von einer so dichten Atmosphäre, daß man meint, nicht Zuschauer in ihnen zu sein, sondern Beteiligter.
Was in diesen Geschichten Fiktion ist und was real – das ist völlig gleichgültig.
Denn diese Miniaturen stehen für eine Zeit, die uns heute schon vorkommt wie ein anderes Universum: die 60er Jahre.
Die Geschichte „Kein Laut“ handelt vom Flüchtlingskind Ansgar. Ansgar wird von seinem Vater ständig striemenrot geprügelt, und weil er deshalb stottert und ängstlich und defensiv geworden ist, provoziert er seine Mitschüler geradezu, ihn zu quälen. Brandt freundet sich heimlich mit ihm an – denn er will ja weiter zur Klasssengemeinschaft gehören! -, und verrät deshalb diese heimliche Freundschaft ständig; auch das nimmt der zerstörte Ansgar willenlos hin.
Oder die Geschichte „Nirgendwo sonst“: Der kleine Matthias ist eingeladen bei Holger. Da geht es aufgeräumt und familiär zu, abends wird gemeinsam bei Schnittchen „Drei mal Neun“ mit Wim Thoelke angeschaut; der riesige Fernseher prangt in der Gelsenkirchener Barockwand, der „Vatter“ trägt die beliebte Freizeitkleidung Trainingsanzug plus Unterhemd plus Cordschlappen von Romika. Die Mutter einen einteiligen orangefarbenen Frotteeanzug.