Copyright: Cornelia Conrad |
Wenn man das Buch aufschlägt, blickt einen eine bildhübsche, selbstbewußte junge Frau an. Sie hat einen unglaublich tollen Mund, neugierige Augen und das alles wird betont durch ihren 20er-Jahre-Bob.
Ich beneide Jeannette Walls ein wenig um diese Großmutter – wer so eine Vorfahrin hat, bekommt eine großartige Mitgift.
Hier kommt nun also die Geschichte von Lily Casey Smith.
Sie ist die große Stütze ihres Vaters, der eine Ranch betreibt.
Als sie zehn Jahre alt ist, rettet sie ihren kleineren Geschwistern das Leben – vor dem nahenden Hochwasser klettert sie mit ihnen in einen Baum; und damit sie aushalten, bis das Wasser wieder abfließt, zwingt sie die beiden Kleinen, sämtliche US-Staaten aufzusagen, sämtliche Präsidenten zu nennen.
Sie reitet Pferde ein. Mit fünfzehn reitet sie durch halb Amerika, um eine Stelle als Hilfslehrerin anzutreten.
In Chicago, der großen Stadt, die sie, das Landei, faszinierend und quirlig findet, verliebt sie sich. Leider in einen Windhund. Als sie rauskriegt, daß und wie er sie betrügt, wirft sie zornentbrannt seinen (falschen!) Brillantring in den Michigan-See und beschließt:
Nie mehr!
Aber irgendwann möchte sie doch auch selber Kinder haben und nicht nur welche unterrichten. Also sucht sie sich einen netten Kerl aus, prüft ihn auf Herz und Nieren und macht ihm schließlich einen Heiratsantrag! Und stellt Bedingungen...
Diese Lily strotzt nur so von Selbstbewußtsein und Kraft. Sie traut sich alles zu, sie ist sich für keine Arbeit zu schade, sie entwickelt gerade dadurch ein faszinierendes Gespür für gelebte Emanzipation. Und damit ist sie ihrer Zeit weit voraus.
Ihre Enkelin Jeannette Walls erzählt die Geschichte ihrer außergewöhnlichen Großmutter in deren Sprache: knapp, resolut, entschlossen. Ohne Schnörkel.
Es macht Spaß, diese Frau kennenzulernen – auch wenn man nicht unbedingt immer ihrer Meinung ist.
Und auch der Liebste, der ein höchst anspruchsvoller Leser ist (vor allem, was Sprache angeht!), ist von dem Buch begeistert. Das will was heißen!
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