Unter Büchern

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Dienstag, 16. Februar 2016

Lori Nelson Spielman: Morgen kommt ein neuer Himmel

Da sowohl das "Rosie-Projekt"

Copyright: Cornelia Conrad
als auch "Alle meine Wünsche" oft aufgerufen
werden in meinem Blog, finde ich es angebracht,
mal wieder so einen Schmöker der Extraklasse
zu empfehlen.
Denn was gibt es Schöneres,

als in einer intelligenten, gut geschriebenen
Schnulze zu versinken?! Ich zumindest brauche das hin und wieder.
Mit dem Roman "Morgen kommt ein neuer Himmel" habe ich mir einen Hotelabend versüßt: um 19 Uhr angefangen zu lesen – nonstop –, bis ich gegen 2 Uhr morgens erleichtert das Buch zuklappen konnte. Die Sogwirkung bei der Lektüre ist garantiert!
Die Handlung ist schnell erzählt: Brett hat eine sehr enge und liebevolle Beziehung zu ihrer Mutter. Aber leider stirbt Mutter Elizabeth relativ früh, und Brett versinkt in Verlassenheit und Trauer. Bei der Testamentseröffnung kriegt sie dann scheinbar eine reingewürgt: die tüchtige Schwägerin erbt die Firma der Mutter, Brett geht leer aus. Fast leer. Denn Elizabeth hinterläßt ihrer Tochter einen Brief mit einer beigelegten Liste. Diese Liste hat Brett mal geschrieben, als sie 14 – lauter Dinge, die sie in der Zukunft gern machen wollte. Die Liste landete aber dann im Papierkorb und in Vergessenheit. Brett hat keine Visionen mehr, sie ist zufrieden mit dem, was sie hat: einen Job, einen Freund, eine schicke Wohnung...




Aber Mutter Elizabeth hat die Liste aus dem Papierkorb gerettet. Und gibt sie ihrer Tochter jetzt posthum zurück. Nicht nur als Erinnerung. Sondern als Aufforderung: Elizabeth will mit diesem "Testament" ihre Tochter dazu ermutigen, mehr aus ihrem Leben zu machen. Denn das steckt, so fand die Mutter, in einer ziemlichen Sackgasse. Und deshalb bekommt Brett jetzt vom Anwalt ihrer Mutter die Aufforderung: Setze das um, was du damals als 14jährige auf diese Liste der Lebensziele geschrieben hast! Wenn Brett es schafft, alle Punkte der Liste abzuarbeiten (in einer bestimmten Frist!), dann winkt am Ende das Erbe!
Auf der Liste stehen Punkte, die für Brett heute völlig abstrus klingen und überhaupt nicht erfüllbar scheinen:
Eine gute Lehrerin zu werden.
Ein Kind zu bekommen. Oder vielleicht zwei.
Einen Hund anzuschaffen...

Brett ist entsetzt: wie soll sie ihrem Freund Andrew beibringen, daß sie die Firma ihrer Mutter nicht geerbt hat? Der war nämlich wie sie felsenfest davon überzeugt, daß Brett das lukrative Unternehmen ihrer Mutter übernehmen wird. Damit wäre der ehrgeizige Andrew endlich am Ziel gewesen: als Anwalt für ein erfolgreiches Unternehmen Karriere zu machen.
Wie soll sie mit Andrew ein Kind haben? Das passt weder in seine schnieke Wohnung noch in sein Leben. Und Hunde hasst er auch.
Wie Brett die Punkte ihrer Liste dann doch nacheinander abarbeitet, wie sie dabei wieder zu Mitgefühl und Lebensfreude findet und ihr Leben Stück für Stück verändert, überhaupt ihre Außenwelt wieder mehr zur Kenntnis nimmt; wie ihr Leben immer weiter und bunter wird; wie sich dadurch natürlich auch ihre Beziehung zu Andrew ändert – und wie sie sich tatsächlich, mit Irrungen und Wirrungen, dem am Ende winkenden Erbe nähert - das alles liest sich spannend und (fast!) nachvollziehbar.
Denn eigentlich ist die ganze Geschichte ziemlich schwachsinnig: wer sein Leben eingerichtet hat, der fängt nicht plötzlich an, eine Liste abzuarbeiten, die er geschrieben hat, als er 14 war.
Aber die Autorin ist eine lebenserfahrene und deshalb gescheite Frau, sie hat den Schwach-Sinn im Griff und überzieht die eigentlich völlig überzogene Geschichte nie
. Ich war deshalb gern bereit, das Unwahrscheinliche für wahrscheinlich zu halten.
Eine süffige Herz-Schmerz-Geschichte mit Bodenhaftung, die weit entfernt von Zuckersüß-Klebrigem ist.







 

 

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